Kultur: Faszination Zauberflöte (2025)

In einem schwarzen Rahmen wird Emma Hörmann, 17, auf die Bühne gebracht. Sie spielt ein lebendiges Porträt, inspiriert von der Fetten Dame und all den anderen sprechenden und sich bewegenden Gemälden im Harry-Potter-Universum. Hörmann lächelt, während sie und der Rahmen von zwei Mädchen auf die Bühne geschoben werden. Die Olchingerin spielt die Pamina, eine der Hauptrollen in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“, hier in einer moderneren und familiengerechten Neuinszenierung von Julia Riegel.

Hörmann lernt an der Sarré Musikakademie in München. Hier werden Kinder und Jugendliche in den darstellenden Künsten gefördert, sie führen regelmäßig Opern und Musicals auf. Dabei hat die Zauberflöte eine besondere Bedeutung für Hörmann. Seit fast acht Jahren ist sie an der Akademie. Das erste Stück, das sie dort aufgeführt hat, war die Zauberflöte. Damals hat sie noch einen Bub im Knabenchor gespielt. Nachts hat sie davon geträumt, einmal die Pamina zu spielen. Jetzt hat sich ihr Kindheitstraum erfüllt. Die Zauberflöte hat einen besonderen Platz im Herzen vieler Kinder und Jugendlicher an der Akademie. Sie ist zu einem Lieblingsstück geworden, das nun wieder aufgeführt wird, weil sie immer wieder darum gebeten haben.

Alle Rollen der jugendlichen Akteure werden doppelt besetzt

Die Rolle der Pamina teilt sich Emma Hörmann mit Luna Morina, 18, aus Fürstenfeldbruck. Alle Rollen werden doppelt besetzt, um die jungen Stimmen nicht zu überlasten und den Jugendschutz zu gewährleisten. Morina spielt die Zauberflöte zum ersten Mal, hat sich aber gerne von der Euphorie anstecken lassen. Sie hat in ihrem privaten Gesangsunterricht bereits einige Pamina-Arien gesungen und sich auch privat mit der Rolle beschäftigt – das gehöre dazu, wenn man eine Hauptrolle an der Akademie haben möchte. Sie liebt es, auf der Bühne zu stehen, „das Gefühl, von allen Augen beobachtet zu werden und trotzdem einen Raum für sich zu haben“, zu zeigen, was sie geübt hat und was sie fühlt und damit andere Menschen zu faszinieren. Ihre Pamina-Kollegin Hörmann liebt es, in eine andere Rolle zu schlüpfen, ihren Alltag nicht mehr beachten zu müssen, weil sie für kurze Zeit eine ganz andere Person ist.

Beide sind sich einig: Opern sind nicht schwerer zu singen als Musicals

Dabei sind sich beide Darstellerinnen einig, dass Opern nicht schwerer zu singen sind als Musicals. Ihnen fallen die Opernstücke sogar leichter. Beide finden, dass diese besser zu ihrer Stimmveranlagung passen. Wenn sie beides vergleicht, denkt Hörmann, dass ihre Stimme, wenn sie Opern singt, schöner klingt als bei Musicals. Sie findet auch, dass der Charakter der Rollen in Opernliedern besonders gut herauskommt. Morina erzählt, dass sich ältere Leute oft freuen, wenn sie in der S-Bahn ihre Noten herausholt. „Ich wusste gar nicht, dass die jungen Leute noch Mozart kennen“, sagen sie dann. Das hat auch Hörmann schon erlebt. Leute in ihrem Alter finden es manchmal komisch, dass sie sich für Opern interessiert. Bei ihren Freunden ist sie als „die Operntante“ bekannt. Jungen, nicht so opernbegeisterten Menschen empfiehlt sie, sich eine Kinderoper wie ihre Zauberflöte anzuschauen – diese seien lustig und besonders einfach zu verstehen.

Ihre Liebe zum Schauspielern und Singen hat Hörmann schon in der Grundschule Esting entdeckt. Sie wirkte im Chor mit, der auch Musicals aufführte. Morina hat ihre erste Musicalerfahrung auf dem musischen Theresia Gerhardinger Gymnasium gemacht. In der siebten Klasse hat sie dort das Musical „Olymp“ aufgeführt. Beide hat das Musicalfieber gepackt und sie haben sich an der Sarré Musikakademie beworben. Hier erleben sie eine tolle Gemeinschaft. Hörmann sagt, dass die Menschen dort ihr Hauptfreundeskreis geworden sind. Auch Morina und sie sind hier gute Freundinnen geworden. Umso trauriger ist es, dass Morina nach dieser Aufführung eine Pause einlegen wird, um sich auf ihr Abitur zu konzentrieren. Ob sie danach wieder kommt, weiß sie noch nicht, das hängt davon ab, für welchen Weg sie sich nach der Schule entscheiden wird. Ideen hat sie viele. Sie möchte sich bei der Royal Academy in Wien und London für Operngesang bewerben. Sie kann sich aber auch gut vorstellen, Forstingenieurwesen zu studieren, weil sie sehr gerne in der Natur ist. Letztes Jahr hat sie mehrere Praktika in dieser Richtung gemacht. Eine weitere Idee: Bei der Bergwacht Helikopter zu fliegen. „Ich mache einfach so viele Sachen gerne, dass ich nicht weiß, wie ich mich festlegen soll.“

Luna Morina wird nach dieser Aufführung pausieren und sich auf ihr Abitur konzentrieren

Emma Hörmann ist traurig, dass ihre Freundin sie allein lassen wird. Wenn Hörmann nächstes Jahr, in der nächsten Inszenierung der Zauberflöte, wieder die Hauptrolle spielt, braucht sie eine neue Pamina zwei an ihrer Seite. Dass sie die Rolle ein zweites Mal bekommt, ist nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich. Das Textlernen, das Abstimmen der Laufwege – all das muss sie dann mit einer anderen machen. Mit Luna falle ihr das leicht, „wir haben einfach das Glück, dass wir recht ähnlich sind.“ Den letzten Teil des Satzes sagen beide gleichzeitig.

Hörmann selbst hat noch etwas Zeit bis zum Abitur an der Fachoberschule. Opernsängerin zu werden sei schon ein Traum, aber nicht unbedingt ein realistischer. Finanziell sei der Beruf sehr unsicher und mit einem Gesangsstudium habe man wenige Alternativen. Das macht ihr Sorgen. Deshalb möchte sie sich nach anderen Berufsmöglichkeiten umschauen. Doch wenn sie feststellen sollte, dass Operngesang wirklich das einzige ist, das ihr Spaß macht, würde sie sich auch dafür bewerben. Doch eine Sache finden beide sehr beruhigend: egal welchen Weg sie jetzt einschlagen – Singen und Schauspielern wird auf jeden Fall immer ein Hobby bleiben. Hörmann träumt davon, einmal das Musical „Das Phantom der Oper“ aufzuführen, Morina würde sehr gerne in „My Fair Lady“ spielen.

„Die Zauberflöte“, Samstag, 11. Januar, elf und 17 Uhr und Sonntag, 12. Januar, elf und 16 Uhr, Alte Kongresshalle München, Karten über München Ticket oder an der Abendkasse.

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